Andalusien und ein bisschen „mehr" Motorrad BMW R1150GS Foto: Pentax K20D / Tamron 18-250 Zoomobjektiv Navigation Garmin Zumo, Landkarten: Marco Polo Spanien-Portugal 1:750.000, Adalusien 1:200.000, Frankreich 1:800.000 (Route wurde mit MapSource grob vorgeplant) Die Tourenfahrer DVD „El   Ultimo   Paraiso" lies mich ein wenig in die Ferne abgleiten. Eigentlich ist diese DVD inhaltlich nicht mein Favorit, aber die Bilder ohne Ton sind super. Das war die Initialzündung für die Tourenplanung „Andalusien 2011". In diesem Jahr wird das Team Doris / Andreas wieder auf Reisen gehen. Nadine hat leider keinen Urlaub. 27.03.2011 .... Tag der Abreise. Wir treffen uns am Hauptbahnhof in Düsseldorf und verladen die Motorräder auf den Autoreisezug. Als letzte Motorräder treffen zwei BMW´s mit Kennzeichen VS-TT xx ein. Beide Maschinen sind von Touratech und werden von Claudia und Andreas Hülsmann gefahren. Ihr Reiseziel .... Portugal / Gibraltar, bevor es in der zweiten Jahreshälfte für die beiden wieder „Kurs Ost" heißt. Wir kommen schnell ins Gespräch und konnten so die Zeit bis zur Zugabfahrt überbrücken. Am Bahnsteig erfahren wir das es keinen Speisewagen auf dieser Fahrt gibt. Die Stimmung trübt sich ein wenig. Für mich war es in all den Jahren die 3. Reise mit dem Autoreisezug, allerdings zum ersten mal in einem Abteil, dass mit 5 Personen vollständig belegt war. Wer schon einmal mit dem Autoreisezug gefahren ist, weiß dass sich in den Abteilen die Ablageflächen und Verstaumöglichkeiten in Grenzen halten. Mit nur 30 Minuten Verspätung erreichen wir am nächsten Tag gegen Mittag Narbonne . Die Fahrzeugentladung geschieht für französische Verhältnisse relativ schnell. Wir verstauen unser Gepäck und sind im Handumdrehen unterwegs. Frankreich macht gleich wieder Spaß. Wir halten uns Richtung Andorra um dann später an die Küste zu fahren. Der Weg nach Andalusien soll nicht langweilig werden. Wir fahren über Lérida nach Tortosa und von dort noch ein wenig weiter bis ans Meer. Da wir uns noch in der Vorsaison befinden, sind nicht alle Campingplätze geöffnet und auch die Restaurants befinden sich noch im Winterschlaf. In der ersten Nacht finden wir einen Campingplatz in Alcanar . Die Zelte sind schnell aufgebaut und wir verkrümeln uns in die Zelte. Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem herrlichen Sonnenaufgang. Die Zelte sind schnell verstaut wir machen uns auf in die Berge. Von Tortosa geht es in Richtung Alcaniz und weiter Richtung Teruel . Die Landschaften von Katalonien und Aragon fliegen an uns vorbei. Teruel ist eigentlich das erste Ziel auf unserer Reiseplanung. Wir durchfahren diese schöne Stadt, die in Ihrer Geschichte schon viele Besatzer gesehen hat und bewegen uns nun endlich auf Andalusien zu. Von Teruel geht es nochmal auf 1.700 Meter, hier haben wir Temperaturen um die 5 Grad und sind froh als es wieder ins Tal geht. Über Utiel und Yecla erreichen wir Cartagena. Cartagena ist unser Ziel für diesen Tag. Ein Campingplatz ist dank Navi schnell gefunden. Vorher noch einkaufen und dann die Zelte aufbauen (diese Vorgehensweise wird sich bis zum Ende des Urlaubs nicht ändern). An der Rezeption zum Campingplatz konnte Doris dann ihre Spanischkenntnisse gut anwenden und uns eine Parzelle reservieren. Wie sich bei der Anmeldung herausstellt, ist der Campingpaltz EL Portus ein FKK-Platz. Auf Grund der tiefen Temperaturen war es aber erlaubt für die Dauer unseres Aufenthaltes bekleidet herumzulaufen (irgendwie schade). Zelt aufbauen, dann etwas essen und trinken und nach dem Duschen ab in den Schlafsack. Der Campingplatz ist sehr gepflegt und verfügt über einen eigenen Strand. Am nächsten Morgen gibt es wieder einen schönen Sonnenaufgang und diesmal wird es auch richtig warm. Der Tag hält Temperaturen bis 25 Grad für uns parat. Das Tagesziel - Almeria. Wir fahren durch das Landesinnere und durchqueren dabei einige der National Parks und große Teile der Sierra de los Filabres . Die Straßen sind ein Traum. Man kann den Eindruck bekommen, dass Spanier keine Geraden mögen. In den Bergen hat der Winter zum Teil hart zugeschlagen. Immer wieder treffen wir auf Verwerfungen unter dem Asphalt und auf Erdrutsche, die zum Teil die halbe Straße mitgenommen oder zugeschüttet haben. Wenn man so will, das ideale GS-Geläuf ?. Der Asphalt selber bietet einen tollen Grip und ist in der Regel in tadellosem Zustand. Die kleinen Nebenstraßen sind nicht nur in tollem Zustand sondern in der Regel auch relativ leer. Andalusien zeigt uns aber auch in der Region um Almeria seine beiden andern Gesichter. 1. Neubauten soweit das Auge reicht. Hier wurden Ferienanlagen in die Gegend gestellt und stehen heute zum größten Teil leer. Einige dieser Anlagen haben einen eigenen Wachdienst und sehen aus wie Wohnanlagen, die man aus Amerika kennt.... einzig hier wohnt niemand. Immer wieder tauchen Schilder mit der Aufschrift „zu Verkaufen" und/oder „zu Vermieten" auf und am Straßenrand stehen Containerbüros für Immobilienverkäufer, die aber so aussehen als ob hier schon länger niemand mehr anwesend war. Hier zeigt sich eine Auswirkung der europäischen Immobilienblase, die auch zum Teil von deutschen Banken mit finanziert wurden (und somit auch von uns über den Bankenfond mitbezahlt wurden). 2. Gewächshäuser aus Plastikfolie. In Andalusien weit verbreitet, werden in diesen Gewächshäusern Obst und Gemüse angebaut. Leider machen diese Bauten auch vor den Nationalparks nicht halt und so findet man immer mehr dieser Foliengebäude. Das sieht nicht nur schlimm aus, sondern die Spanier haben auch die Eigenart, diese Bauten wenn sie nicht mehr benötigt werden einfach verrotten zu lassen. Wobei die Folie nicht verrottet sondern durch den Wind schön in der Landschaft verteilt wird. Ein weiterer Punkt im Zusammenhang mit den Gewächshäusern sind die verfallenen Wohnghettos für die afrikanischen Arbeiter der Plantagen. Hier sieht es richtig schlimm aus und man fühlt sich bei der Durchfahrung dieser Gebiete nicht wohl. Trotz dieser Kritikpunkte findet man immer noch viele schöne Orte und Dinge. Natürlich auch Windmühlen gegen die schon Don Quijote de la Mancha im Roman von Miguel de Cervantes ankämpfte. Kurz vor Almeria tauchen wir in den Nationalpark Cabo del Gata ein. Wir durchfahren das Gebiet auf der asphaltierten Landstraße und biegen in Almeria in unmittelbarer Strandnähe auf die freigegeben Schotterpiste ein. Unser Ziel ist der Leuchtturm an der Spitze des Parks. Die Piste lässt sich gut befahren, der Schotter wechselt ständig seine Beschaffenheit und an einigen Stellen sinken die beladenen Bikes richtig ein. Hier heißt es, stetig am Gas bleiben und mit guter Blickführung dem Ziel entgegen streben. Wir suchen den nächsten Campingplatz für die Nacht. Hier treffen wir aufeinen Schotten der den Platz leitet. In breitem Schottisch erklärt er uns die Anlage und wir finden nach kurzer Zeit einen schönen Platz für uns. Der Campingplatz ist gut besucht. Wir genießen an diesem Abend die Annehmlichkeit des Campingplatz eigenen Restaurants und lassen uns verwöhnen. Etwas später trifft ein weiterer Biker ein und gesellt sich zu uns. Es ist John aus Landsberg der mit seiner R1200GS auf großer Fahrt ist. Für ihn seine erste große Tour, die ihn in den nächsten Tagen nach Marokko führen soll. Er hat noch keine Erfahrungen mit Sand- und Schotterpisten und so schlage ich ihm vor am nächsten Tag ein wenig auf den Pisten des Cabo del Gata zu üben. Wir verbringen einen lustigen Abend mit vielen Gesprächen. Weiter geht es in Richtung Malaga und daran vorbei. Die Landschaft ist abwechslungsreich undüberrascht mit unterschiedlichen Formationen und Pflanzen. Kurz vor Marbella finden wir einen tollen Campingplatz, den wir für 2 Tage als unsere Homebase nutzen wollen. Ausstattung und Einrichtung des Campingplatzes sind absolut gehobener Standard. Der nächste Tag ist „Doris-Day". Doris hat die Tour für diesen Tag geplant und wird auch vorfahren. Es geht nach Antequera , um dort den Dolmen   de   Menga und den Dolmen de Viera , zwei Grabstätten aus der Mitte des 3. Jahrtausends v.Chr., zu besichtigen. Antequera ist ein schöne spanische Stadt mit einem tollen Stadtzentrum die neben den o.g. Grabstätten auch vielen anderen Monumente aufwartet. Die Anlage selber ist auf den ersten Blick eher unspektakulär. Sobald man die größere der beiden Dolmen betritt, wird einem aber schnell klar mit welcher Anstrengung hier ein Grabmal gebaut wurde. Die verwendeten Steinplatten stammen aus dem Umland und wurden über viele Kilometer transportiert. Dies ist umso bemerkenswerter, da die schwersten Platten ca. 180 Tonnen wiegen. Eine Wahnsinnsleistung für diese Zeit. Von Antequera ging es in Richtung Alora. Antequera zeigte sich gegen Mittag von seiner schlechten Seite .... Verkehrsstau. Auch in Spanien kann man sich nicht immer auf die Siesta verlassen. Über Alora gelangen wir nach El    Chorro ein Canyon, der zu den größten Kletter-gebieten in Spanien gehört. Hier findet man Wanderrouten und alle Arten von Kletterherausforderungen. Diese Gegend lädt zum bouldern ein und an der kleinen Bar im Tal treffen wir einige Bergbegeisterte. Marbella bedeutete für uns den Wendepunkt unserer Reise. Von hier führt unser Weg wieder zurück, da die Rückreise komplett durch Frankreich führt, haben wir den größten Teil der Reise noch vor uns. Marbella kratzen wir nur an, aber auch in diesen Randbezirken sieht man schon, dass hier mehr Geld im Umlauf ist als in den anderen Städten. Alleine die vertretenen Automarken/Händler zeigen dieses. Wir fahren wieder in die Berge. Die Landschaft ändert sich nach jeder Kurve. Zeitweise könnte man glauben man ist im Allgäu. Plötzlich taucht ein riesiger See auf. Wir sind am Presa   de   los   Bermejales , einem großen Stausee und Trinkwasserreservoir. Wir verweilen ein bisschen an diesem Platz und lassen einfach die Gedanken schweifen. Nachdem wir wieder unterwegs sind, taucht vor uns plötzlich ein großen Neubaugebiet auf. Auf den ersten Blick sieht man stylische Straßenbeleuchtung und erschlossene Bauplätze, aber es fehlen die Baumaschinen und Hinweise auf Bauaktivitäten. Wir stehen in einem riesigen Industriegebiet in dem sich nur einen handvoll Gebäude befinden, welche augenscheinlich nicht genutzt werden, und bereits heute zum Teil Schäden aufweisen. Verlassen können wir dieses Gebiet nur über eine provisorische Anbindung auf die eigentliche Landstraße. Auch wieder ein Hinweis auf die Immobilienblase. Der Himmel zieht sich immer mehr zu und obwohl wir immer noch deutlich über 25 Grad haben, wollen wir heute nicht mehr so weit fahren, da wir für den nächsten Tag einen Besuch in der Sierrra Nevada geplant haben. Nach kurzer Zeit werden wir in Mora fündig. Ein kleiner Campingplatz und nebenan ein Restaurant, mehr kann man nicht verlangen. Wir checken schnell ein und gehen dann erst einmal essen. Auf dem Campingplatz lassen wir uns die Wettervorhersage für die nächsten Tage geben. Schlechtes Wetter für die Sierra Nevada ist uns sicher. Wenn es dumm läuft kann es ab 300 m zu Schneefall kommen. Am Sonntagmorgen hängen die Wolken tief aber es ist trocken. Wir fahren durch die Vororte von Granada und nähern uns der Sierra Nevada . Nach kurzer Zeit wird es schon merklich kälter. Die Straße ist nass und später fängt es auch an zu regnen. Uns kommt viele Fahrzeugen entgegen, die Skier auf dem Dachträger transportieren. Die Anfahrt zu den Skigebieten ist auch überall ausgeschildert. Es ist schon ein bisschen surreal, gestern hatten wir noch knapp 30 Grad und heute liegen die Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Wir schrauben uns langsam den Berg hinauf, der Regen wird stäker und die Temperaturen sinken weiter. In den Regen mischen sich komische kleine weiße Flocken .... schei.. Schnee. Wir brechen die Gipfelfahrt ab und kehren in ein Lokal ein. Erst einmal aufwärmen bei Cafe con Leche, Bocadillo und Churros. Im Fernsehen läuft Moto GP. Die Spanier sind total verrückt wenn es um Motorsport geht. Ich zwänge mich in die Regenkleidung und wir machen uns wieder an den Abstieg. In Granada angekommen, ist es um einiges wärmer und der Regen hat sich auch wieder verzogen. Der Tag wird zu einer Verbindungsetappe und führt uns durch die Sierra de Baza . Einer der vielen Naturparks in Spanien. Richtung Lorca und dann weiter nach Aguilas. Auch hier haben wir Glück mit dem Campingplatz und können einen schönen Abend auf einem tollen Campingplatz verbringen. In Küstennähe ist das Wetter um einiges besser. Am nächsten Morgen führt uns die Route nach Lorca . Wir wollen ein bisschen die Stadt besichtigen, können an einer zentralen Stelle die Motorräder abstellen und uns durch die Stadt treiben lassen. Im Stadtkern findet man viele Altbauten. Alt und Neu finden hier nebeneinander ihren Platz und werden zum Teil auch baulich integriert. In der Stadt gibt es Kirchen zu besichtigen und am Stadtrand auch ein Kloster. Die Stadtbesichtigung hat uns Zeit gekostet und so können wir an diesem Tag nicht soweit fahren wie eigentlich geplant. Eine geänderte Verkehrsführung bringt uns zu einer Seitenstraße, die später zu einer Schotterpiste wird und vor einem großen Landhaus endet. Wir versuchen noch dem Weg weiter zu folgen, müssen aber nach eine schwierigen Geländeeinlage mit unseren bepackten Bikes den Rückzug antreten. Spaß hat es trotzdem gemacht. Wieder auf Kurs steuern wir einen Campingplatz im Naturschutzgebiet nahe Valenzia an. Am Tagesziel angekommen treffen wir auf den schlechtesten Campingplatz während unserer gesamten Reise. Eigentlich ist dieser Platz nicht auf „Laufkundschaft" eingestellt und das merkt man auch. Mit uns sind noch zwei Wohn(klo)mobile aus Frankreich als Durchreisende auf dem Platz. In der Nacht fällt die Temperatur und daher müssen wir am nächsten Morgen erst einmal die Zelte trocknen. An den Innenseiten des Überzeltes hat sich das Kondenswasser niedergeschlagen und muss nun getrocknet werden. Die Abreise verzögert sich ein bisschen. Wir wollen wieder in die Berge, die herrlichen Strassen genießen und uns langsam auf das Kloster Montserrat zu bewegen. Im Hinterland legen wir eine Pause ein und machen ein wenig Brotzeit an einem verlassenen Bauernhaus. In Sichtweite sehen wir einen verlassenen Bahnhof, der heute nicht mehr angefahren wird. Die Regionalbahn fährt hier vorbei und bleibt im nächsten Ort stehen. Das ist uns auch schon öfters während der Reise aufgefallen. In Spanien findet man eine Menge verlassener Häuser, Tankstellen, Bahnhöfen. Niemanden scheint das zu kümmern. Man nimmt mit was man brauchen kann und den Rest lässt man einfach stehen. So entstehen entlang der Straßen Geisterortschaften. Wir lassen es langsam angehen und steuern über Reus auf Tarragona zu, dem Ziel unserer heutigen Tour. Hier finden wir die S-Klasse der Campingplätze . Nicht nur die Größe und Ausstattung haben es in sich, sondern auch der tolle Ausblick und die Strandanbindung. Wir genießen den Nachmittag und Abend, gehen ein wenig an der Strandpromenade spazieren und trinken Sangria. Ein toller Sonnenaufgang und die schöne Umgebung erleichtern uns den Start in den Tag. Wir haben schnell alles zusammengepackt und uns auf den Weg nach Montserrat gemacht. Während der Anreise ändert sich langsam die Landschaft und in der Ferne sieht man ein Bergmassiv welches sich deutlich von den anderen abhebt. Nach der Umfahrung dieser Berge kann man den ersten Blick auf das Kloster erhaschen. Es ist immer wieder beeindruckend, diese Anlage zu sehen. Während ihrer Erbauung wurden Unmengen von Baumaterial in die Berge gebracht. Und nach der Fertigstellung wurde das Kloster vom Tal aus mit Lebensmitteln versorgt. Mit uns strömten Heerscharen von Menschen zum Kloster. Reisebussen und unzählige PKW standen auf dem Parkplatz. Wir fanden relativ schnell zwei gute Parkplätze für unsere Maschinen und machten uns auf, das Kloster zu besuchen. Der Vorplatz war gesäumt von Menschen und viele drängten in die Kirche. Es war erschreckend zu sehen mit wie wenig Respekt einige der Besucher sich in dem kirchlichen Umfeld bewegten und gebärdeten. Da waren die Jugendlichen mit Mütze und Mp3-Player in der Kirche noch das geringste Übel. Neben den Pflichtbesuchern (Schülern, die während einer Klassenfahrt auch das Kloster besuchen) pilgern immer noch viele Menschen nach Montserrat, um Hilfe und Beistand zu erhalten. Für mich war der Besuch im Kloster wieder einmal ein Highlight, Doris hingegen war enttäuscht/erschüttert wegen der Menge von respektlosen Menschen an diesem Ort. Wir satteln die Maschinen und machen uns langsam auf den Weg raus aus Spanien. Es geht durch die Pyrenäen und diesmal haben wir gutes Wetter. Die Temperaturen liegen um die 25 Grad und wir können die Berge in vollen Zügen genießen. Vorbei an Ripoll fahren wir in Richtung Perpignan . Mit dem Grenzübertritt nach Frankreich ändert sich neben dem Baustil auch die Landschaft. Hier gibt es einfach mehr Wasser und die Leute gehen auch anders mit der Natur um. In Perpignan werden wir zum ersten Mal in diesen Urlaub eine Formule1 Hotel aufsuchen, unser Gepäck neu sortieren und die Route für die nächsten Tage festlegen. Wir einigen uns auf Millau und Ardeché mit anschließender Durchquerung der Champagne. Wir brechen auf und fahren in Richtung Carcassonne . Diesmal kommen wir durch die Berge und nähern uns der Stadt von einer anderen Seite. Schon in der Ferne kann man die alte Festungsstadt sehen. La Cité de Carcassonne erhebt sich majestätisch über die „Neubaustadt". Seit meinem ersten Besuch hier kehre ich immer wieder gerne an diesen Ort zurück. Es ist nicht nur Carcassonne sondern es ist Frankreich, was mich anzieht. Ich fühle mich hier einfach wohl, auch wenn sich meine französischen Sprachkenntnisse auf eher rudimentären Level bewegen. Wir besichtigen ausgiebig die Stadt uns können feststellen, dass sich seit dem letzen Besuch wieder einiges verändert hat, aber die Stadt und ihr Charakter nicht verändert wurden. Auch hier gibt es wieder eine Kirche und auch viele Besucher, aber das Ganze findet ruhiger und mit dem nötigen Respekt statt. Ein krasses aber positives Gegenteil zu dem was wir in Montserat erlebt haben. Als wir die Kirche besichtigen, ertönt plötzlich Gesang. Vor den ersten Bänken haben ein paar Männer Aufstellung genommen und singen zwei Kirchenlieder. Schlagartig wird es in der Kirche still und alle halten für diesen Moment inne. Nachdem der Gesang geendet hat, bieten die Sänger ihre CD Interessenten zum Kauf an. Alles in totaler Ruhe und ohne laute Worte. Wir setzten unseren Rundgang fort und besichtigen auch die anderen Ecken der Stadt. Gut gelaunt kehren wir zu den Motorrädern zurück und machen uns auf den Weg Richtung Millau. Bereits aus der Ferne erkennen wir das Viaduc de Milau . Diese durch Norman Foster gebaute Schrägseilbrücke überspannt das Tarn-Tal. Eingeweiht wurde diese 2460 m lange Brücke im Dezember 2004. Doris und ich hatten bereits während unserer ersten gemeinsamen Reise die Baustelle der Brücke bewundert. Heute sehen wir sie zum ersten Mal nach ihrer Fertigstellung live. Ist schon ein imposantes Bauwerk!! Für die Region hat diese Brücke zum einen eine spürbare Entlastung der Straßen vom Durchgangsverkehr und ein merkliches Plus an Touristen gebracht. Wir fahren noch ein wenig an der Tarn entlang und finden schnell einen schönen Campingplatz. Während der Zeltaufbaus bekommen wir Besuch von einen Entenpärchen, das bei uns etwas zu fressen erbetteln wollen. Wie wir später feststellen müssen, scheint das einen beliebte Methode bei allen Enten dieser Gegend zu sein. In dieser Nacht wird es richtig kalt und die Nähe zum Fluss liefert zu allem Überfluss noch eine Menge Feuchtigkeit, die sich anden Zelten ablagert. Während der Nacht erhalte ich in meinem Vorzelt Besuch. Ein leises schnüffeln und kratzen verrät den Besucher, der von einem Stück Wurst angelockt wurde und sich einen Anteil an dieser Mahlzeit sichern möchte. Wie es sich am nächsten Morgen zeigt, hat mein Besucher auch seinen Anteil bekommen, die Wurst ist verschwunden. Wir kommen etwas späterlos, da wir erst einmal die Zelte trocknen müssen. Unser Weg führt uns entlang der Tarn in die Gorges du Tarn . Imposante Felsformationen begleiten uns entlang des Tarnufers. Nicht nur die Landschaft, sondern auch Straßenführung und Asphalt lassen keine Wünsche offen. In Saint Michel D´Ardeche finden wir einen schönen Campingplatz , zum letzten Mal in diesem Urlaub heißt es, Zelte auspacken und aufbauen. Zum Abendessen gibt es Nudeln und kaum ist das Essen fertig bekommen wir auch Besuch vom Hund der Campingplatzbetreiber. Es schnorrt sich ein paar Nudeln und etwas Brot und bedankt sich mit einem Hundekuss. An diesem Abend trinken wir in der Campingplatz-Bar noch einen schönen Rotwein und besprechen die noch anstehenden 2 letzten Tage. Es ist Samstag und wir fahren langsam Richtung Dijon weiter. Irgendwie laufen die letzten Kilometer eher zäh wie Gummi. Keiner von uns beiden möchte schnell ans Ziel kommen. Wir trödeln ein wenig die Rhóne entlang und die Landschaft ändert sich. Ein Fluss bedeutet Leben und Handel, dass kann man hier sehen. Industrieanlagen und immer wieder Industriegebiete durch die wir kommen. Wir wechseln immer wieder auf die verschiedenen Seiten des Flussufer und rollen auf Dijon zu. An diesem Abend übernachten wir das zweite mal in einem Formule 1 Hotel . Diesmal sind wir beide eher still und verkrümeln uns schnell auf unsere Zimmer. Sonntag Morgen 08:00h - Frühstück. Wir sind immer noch ein bisschen Maulfaul und lassen unseren Gedanken freien Lauf. Die letzten Tage haben uns durch tolle Gegenden gebracht und für einen Menge Fahrspaß gesorgt. Das soll sich auch heute nicht ändern. Ich habe den Abend genutzt, um die heutige Etappe noch ein bisschen zu pimpen. Aber zuerst statten wir dem alten Stadtkern von Dijon noch einen kleinen Besuch ab. Auch hier finden wie wieder schöne Kirchen und alte Häuser. Auf den Fußwegen findet man Wegweiser in Form von kleinen Eulen . Von Dijon tauchen wir in die Champagné ein und werden am Abend Reims erreichen. In der Champagné finden wir wieder einmal traumhafte kleine Straßen, die wir fast für uns alleine haben. Wir können uns viele Stunden treiben lassen, die Landschaft genießen und entspannt fahren. Einen schönen Platz für unser mittägliches Picknick ist auch schnell gefunden und rundet diesen schönen Tag noch ab. Endlich in Reims angekommen überlegen wir nicht lange und fahren gleich das nächste Formule 1 Hotel an. Kurz einchecken die Sachen aufs Zimmer und dann geht ab in die Stadt. Die Kathedrale von Reims strahlt uns schon aus der Ferne an. Ein tolles Bauwerk welches seine wahre Größe erst zeigt, wenn man sie betreten hat und in Richtung Decke schaut. Wir besichtigen die Kirchen mit ihrer herrlichen Bleiverglasung (es gibt auch ein Fenster welches von Marc Chagalle gestaltet wurde). Danach umrunden wir das Bauwerk und lassen uns auf dem Vorplatz noch ein Eis schmecken. Wie bei den meisten Sandsteinkirchen nagt auch an dieser der Zahn der Zeit. Ähnlich wie beim Kölner Dom befindet sich diese Kirche in einer teilweisen Renovierung, wobei nicht sämtliche Figuren und Applikationen wieder vollständig erneuert/hergestellt werden. Heute Abend haben wir uns noch ein warmes Abendessen verdient. In der Nähre unseres Hotels gibt es ein Buffalo Grill Lokal. Wir sitzen draußen und lassen es uns schmecken. Wieder einmal geht der Abend viel zu schnell zu Ende. Nach einer kurzen Nacht brechen wir mit ein bisschen Wehmut gen Heimat auf. Nochmals ein paar Kurven und dann über zweispurige Landstraßen nach Belgien. Hier machen wir nochmals eine kleine Pause bevor wir die letzten Kilometer nach Deutschland zurück legen. Es ist 13:27 h als wir die Grenze nach Deutschland am ehemaligen Grenzübergang Lichtenbusch übertreten und als erstes kommt der Romantitel „Bonjour Tristesse" von Francoiese Sagan in den Sinn. Das ist zwar nicht ganz fair aber passt irgendwie. Den Grenzübertritt nach Deutschland bemerkt man weniger anhand von Veränderungen in der Landschaft sondern auf Grund veränderten Fahrweise der Verkehrsteilnehmer. Ich will sofort wieder umkehren und zurück nach Frankreich. Wir nehmen noch einen Kaffee bei Polo in Jüchen danach trennen sich unsere Wege. Ich werde noch 3 Tage in Deutschland unterwegs sein, meine Freundin besuchen und danach zurück nach Berlin fahren (natürlich mit neuen Reifen). Es war eine gute Entscheidung so früh im Jahr einen Motorradurlaub zu machen. Das Wetter hat mitgespielt und die Vorsaison garantierte uns, dass wir kaum mit Touristen zu tun hatten und der Verkehr sich in Grenzen hielt. Bei den Campingplätzen geht mein Votum ganz klar in Richtung Frankreich, was Freundlichkeit, Sauberkeit und Ausstattung angeht. Auch preislich waren die Plätze in Frankreich um einiges günstiger als in Spanien. Motorradfahren kann man in beiden Ländern klasse. Ich für meinen Teil bin seit Jahren Frankreich-Fan und freue mich auch schon während der Touren in Spanien auf die Rückfahrt durch Frankreich. Trotzdem kann ich jedem Biker Spanien empfehlen. Hier muss man nicht lange suchen, sondern einfach ein paar Kilometer von der Küste entfernt durch das Land fahren und findet sofort die schönsten Motorradstrecken. Ich freue mich schon wieder auf den nächsten Besuch in dieser Region.
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